Geboren 1977 in Feldkirch/Österreich, wurde mir die Liebe zu Geschichten sozusagen in die Wiege gelegt, da mein Vater meinem Bruder und mir jeden Abend von ihm selbst erfundene Abenteuergeschichten erzählte. Schon als Sechsjähriger versuchte ich mich am Schreiben, auch wenn ich zunächst nicht zwischen mir und den Helden meiner Geschichte unterscheiden konnte. Als Neunjähriger entschied ich mich schließlich für den Beruf des Schriftstellers, da ich gehört hatte, dass Schriftsteller üblicherweise in Schlössern wohnen, viel Geld verdienen und wenig dafür arbeiten müssen. In der Pubertät versuchte ich mich an Gedichten: der Form nach klassisch, inhaltlich an pubertärem Herzschmerz orientiert. Dass es mir hervorragend gelang, Brentano zu imitieren, war für mich Beweis genug, dass ich mich für den richtigen Beruf entschieden hatte. Bis zum Alter von 20 Jahren - so wollte es mein pubertäres Ich - würde ich meinen Plan mit dem Schloss (es stand mittlerweile in Frankreich) umsetzen.
Zwei Jahre vor diesem Termin zog ich nach Innsbruck um, um vor allem Französisch, aber auch ein wenig von allem Möglichen zu studieren, was angesichts der vielen sozialen Versuchungen zunächst nur schleppend voranging. Außerdem hatte sich mittlerweile etwas sehr Gesundes, aber auch außerordentlich Lästiges in meine Psyche eingeschlichen, das mein pubertäres Ich noch nicht gekannt hatte: Selbstzweifel. So saß ich da, die immer näher rückende Frist zum Schlosserwerb vor Augen, und das Grauen des leeren Blattes erfasste mich. Noch hatte ich wenig erlebt, aber in Phasen des Überschwangs hatte ich das Bedürfnis, einer zukünftigen Leserschaft literarisch die Welt zu erklären. So fing ich denn immer wieder neue Romane an, die fertiggestellt - so redete ich es mir damals ein - die Literaturgeschichte verändert hätten. Jedoch - nach ein paar Seiten: Selbstzweifel, Unsicherheit - und absolut nichts zu sagen. Die Frist verstrich, und aus purer Verzweiflung wandte ich mich einem lohnenderen Genre zu: Kurzgeschichten. Hier erlebte ich meine ersten Erfolgserlebnisse. Nicht nur, dass ich sie zu Ende brachte, sie schienen - zumindest teilweise - auch meinem Umfeld zu gefallen. So gingen die Jahre dahin, das Schloss verlor genauso wie materieller Reichtum an Bedeutung, und mein Ehrgeiz richtete sich zunehmend darauf, die Welt erst einmal verstehen zu wollen, bevor ich sie anderen in literarischer Verschwurbelung erklärte. So führten mich Studium, Arbeit und Liebe an Orte wie Paris, den französischen Jura, Freiburg und schließlich Heilbronn. Die Welt wurde währenddessen nicht weniger zu einem rätselhaften Ort - und die Bedeutung des Schreibens schwankte in ihrer Intensität. Aber ganz ließ mich die Feder nie los - und heute habe ich mich (zum Glück!) davon verabschiedet, diese wunderbare komplizierte Welt erklären zu wollen. Möglichst spannende Geschichten zu schreiben ist eine weit ungefährlichere Aufgabe - und man kann sich auch hier genügend blamieren. Mal sehen, wohin die Reise des Schreibens führt - gewiss nicht zu einem Schloss, aber vielleicht zu anderen noch unbekannten Ufern.